Vorbemerkung
Am 9. November 1799 stürzt Napoleon Bonaparte die französische Regierung mit einem Staatsstreich und wird am Tag darauf zum Ersten Konsul gewählt. Mit Inkrafttreten der Konsulatsverfassung am 24. Dezember 1799 endete die Französische Revolution. Es beginnt die Konsulatszeit, an deren Ende fünf Jahre später Napoleon I. zum Kaiser der Franzosen gekrönt wird. Doch noch ist Februar und wer sich in den deutschsprachigen Gebieten für die schöne Musik, Konzertberichte, Besprechung von Neuerscheinungen, das europäische Musikleben im Allgemeinen und musikästhetische Betrachtungen und launiges Musikfeuilleton im Besonderen interessiert, hält ein nur wenige Monate zuvor neu gegründetes Journal in der Hand mit dem Titel Allgemeine Musikalische Zeitung. Erscheinungsort ist Leipzig, der Verlag Breitkopf und Härtel . Das Blatt erscheint wöchentlich. Auf dem Titelblatt der Februarausgabe prangt ein Portrait von Johann Sebastian Bach.
Ein Berichterstatter aus Paris, dessen Name unbekannt ist (er selbst nennt sich nur „Der Einsender“) veröffentlicht im Februarheft eine sogenannte „Korrespondenz“ in zwei langen Briefen: „Von der Gewalt der Musik über die Thiere und von dem Concerte, das zu Paris den beyden Elephanten gegeben worden ist“. Vermutlich handelt es sich bei dem Einsender um einen Herrn, der sich „Coatrix“ nennt, geboren 1770. Ein Musikliebhaber und Herausgeber einer Zeitschrift in Paris, der vom ersten Jahrgang an bis 1804 als einer der Pariser Korrespondenten der Zeitung identifiziert werden konnte.
Ein Konzert für Elefanten? Das klingt wie ein Kuriosum und ist es auch. Aber es ist zugleich mehr. Es ist nämlich die Beschreibung eines Experimentes. Ein Experiment mit offensichtlich wissenschaftlichem Anspruch. Wobei unter „wissenschaftlich“ etwas anderes zu verstehen ist, als was wir heute darunter verstehen. Denn der Bericht ist sehr anschaulich geschrieben, mit einer literarischen Feder fast, und offenkundige Fakten des spektakulären historischen Ereignisses im Botanischen Garten zu Paris (welcher der vier, bleibt unbestimmt) mischen sich mit phantasievollen Zuschreibungen des Verhaltens von Hans, dem männlichen Elefanten, und Margarethe, dem weiblichen. Tatsächlich Geschehenes, Gerüchte, Geschichten und Gelesenes mischen sich zu einem schlüssigen und unwiderlegbaren Beweis, zumindest für den Korrespondenten.
Dem Beweis, dass die Kunstmusik – ob jede Art von Musik bleibt freilich fraglich - , eine magische Fähigkeit besitzt; dass Opern-Ouvertüren, Sinfonien, Arien, und anderweitige Instrumentalstücke beim bloßen Anhören eine solch gewaltige Wirkungsmacht entfalten, dass sich deren direktem Einfluss kein Lebewesen auf dieser Erde entziehen kann, sei dies nun ein Säugetier, ein Fisch oder gar eine Spinne. Und zwar, und das ist das Besondere, reagieren die Elefanten je nach gespielter Tonart unterschiedlich leidenschaftlich: Mal zornig in H-Dur, mal zärtlich liebkosend in D-Dur, mal ruhig in b-Moll. Auch dann, wenn es das gleiche Stück ist, nur eben transponiert. Ein Wunder?
Nein, kein Wunder. Die an jenem denkwürdigen Tag gespielten Stücke kennen heute nur noch eingefleischte Musikliebhaber. Wer sie anhören kann, das Eine oder Andere findet sich im Internet oder auf CD gepresst, wird sich fragen, wie es einen erklärbaren Zusammenhang von dieser Art von Musik und tatsächlich entfachter Leidenschaft geben kann. Die Musik ist uns relativ fremd, nicht ganz, aber doch so, dass ihre Wirkung auf uns nicht mehr unmittelbar zu spüren ist. Dabei erleben wir heutzutage beim Hören zeitgenössischer Popmusik, Soundtracks zu Filmen oder von populärer Klassik ein vergleichbares Ausgeliefertsein, eine Hingabe, wenn wir es denn zulassen, uns darauf einlassen. Dann verlieren wir uns in der Musik. Wir empfinden etwas dabei, etwas Unbestimmbares, nicht Fassbares, aber spürbar Wirkungsvolles.
Musik tröstet uns, wenn wir traurig sind. Sie lässt uns lächeln, und sie lässt uns tanzen. Sie zaubert Bilder vor unsere Augen, auch wenn wir diese geschlossen haben. Sie weckt Erinnerungen und Sehnsüchte, entführt uns in Traumwelten und versöhnt uns mit der unperfekten Welt täglicher Schreckensnachrichten und dem ganz persönlichen, ganz privaten und individuellen Gefühlschaos. Der, der Musik zu machen versteht, ist deshalb ein Magier in seiner ursprünglichen Bedeutung: Ein Traumdeuter in Tönen, der den von Gott oder den Göttern bewohnten Himmel mit der unvollkommenen Schöpfung versöhnt, wenn auch nur für einen kurzen Moment und für die rasch vergängliche Dauer eines Musikstückes. Immerhin. Eine astrologische Kunst sozusagen, weshalb im Mittelalter der harmonische Zusammenhang zwischen den musikalischen Zusammen-Klängen (Intervallen), die sich in Zahlenverhältnissen beschreiben ließen, und der kosmischen Ordnung für bewiesen galt. Vor dieser magischen Wirkung der Musik, davon waren schon die antiken Philosophen überzeugt, gibt es kein Entrinnen; selbst unvernünftige Tiere (Schlangen, Vögel und Delphine) lockt sie herbei. Sagen die Philosophen.
In dieser
langen Tradition, die sich durch individuelle Hörerlebnisse zeitgenössischer Musik des 18. Jahrhunderts und dem Studium musiktheoretischer Zeugnisse aus den vergangenen tausendfünfhundert Jahren
speist, steht der Bericht des Pariser Korrespondenten. Er ist zu lesen als einer der letzten, bereits ins Feuilleton abgewanderten Rettungsversuche für ein magisches, nicht vernunftmäßiges
„Verstehen“ von Musik, am Ende des Zeitalters der Aufklärung. Es ist noch kein Ausdruck romantischer Musikästhetik, das ist etwas ganz anderes. Es ist vielmehr der restaurative Versuch, an ein
schon zu jener Zeit längst verloren gegangenes Bewusstseins von der ursprünglichen gefühlten Einheit von Musik, Mensch und Kosmos zu erinnern. Auch wenn es dazu Elefanten braucht.
Der österreichische Dirigent und Musikschriftsteller Nikolaus Harnoncourt hat es einmal so formuliert: „Es gibt Wirklichkeiten im Leben, die nur dem Erleben zugänglich sind, nicht der Vernunft, nicht der Sprache: Glück – Freude – Friede … Oder Unglück – Haß – Schmerz. Sie werden durch das „Empfinden“ erlebt; Emotion (Bewegung) und Stimmung sind ihr Ausdruck, die Musik ihre Sprache.“ In diesem Sinne ist der nachfolgende Text aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert zu lesen, mit all seinen Kuriositäten aus heutiger, aufgeklärter Sicht, die freilich, eben weil sie kurios sind, auch gehörig amüsieren.
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Quelle: [Anonymus:] Von der Gewalt der Musik über die Thiere, und dem Konzerte, das zu Paris den beyden Elephanten gegeben worden ist. In: Allgemeine musikalische Zeitung, Verlag: Breitkopf und Härtel, Leipzig, vol. 1, 1799, Sp. 298–404. 312-320.
Erster Brief
Sie verlangen von mir eine genaue Beschreibung des Concerts, welches den Monat May 1798 im botanischen Garten zu Paris den beyden Elephanten gegeben wurde; und wollen zugleich von mir wissen, welchen Eindruck die Musik auf Thiere gemacht habe, die das Gesellschaftliche ihrer Natur nach lieben, und besonders unsere Neugierde durch ihre Fähigkeiten rege machen. Ich erfülle ihren Wunsch sehr gern, und um desto lieber, da die Sache mich selbst sehr interessierte und vielleicht in Deutschland noch fast gar nicht genau bekannt worden ist.
Das Orchester war so angebracht, daß die Elephanten vor der Hand gar nichts davon zu sehen bekommen konnten, auf einer Gallerie gerade über ihren Behältnissen und rings um eine Fallthüre gestellt, welche nicht eher geöffnet wurde, als in dem Augenblicke, wo die Musik anhub. Um nun Hans und Margarethen, denn so hatte man diese Thiere genannt, freyen Spielraum für ihre Bewegungen zu verschaffen, hatte man ihnen die beyden Käfter Preis gegeben, die ihre Wohnstatt ausmachten, damit sie frey und ungehindert zu einander gehen konnten. Alles war in Bereitschaft, die Instrumente waren eingestimmt, eine tiefe Stille herrschte um sie her, die Fallthüre that sich ohne Geräusch auf, während ihr Wärter, um den Eindruck einer Ueberraschung zu mildern, sie damit beschäftigte, daß er ihnen einiges leckere Naschwerk hingab.
Das Concert begann mit einem Trio von kleinen variierten Arien für 2 Violinen und Baß, aus H dur, in einem ganz ruhigen Charakter.
Kaum ließen sich die ersten Akkorde hören, als Hans und Margarethe die Ohren spitzten, augenblicklich ihr Naschwerk zu speisen unterließen und bald darauf nach der Stelle liefen, wo die Musik herkam. Die über ihren Köpfen geöffnete Fallthüre, die Instrumente, von einer ihnen ganz fremden Gestalt, von welchen sie nur die Extremitäten sehen konnten, die Menschen, wie in der Luft schwebend, die unsichtbare Harmonie, die sie mit ihren Rüsseln zu befühlen trachteten, die tiefe Stille der Zuschauer, die Unbeweglichkeit ihres Wärters, kurz alles war für sie ein Gegenstand der Neugierde, der Verwunderung und Unruhe. Sie giengen immer um die Fallthüre herum, richteten ihre Rüssel nach der Oefnung, und stellten sich von Zeit zu Zeit auf die Hinterfüsse; giengen zu ihrem Wärter, erheischten von ihm Liebkosungen, kamen aber immer noch unruhiger zurück; betrachteten die Umstehenden, und schienen ausforschen zu wollen, ob man ihnen nicht etwa eine Schlinge um den Hals werfen wolle. Allein diese ersten Regungen von Unruhe legten sich bald, da sie sahen, daß alles um sie her ruhig und friedlich blieb; sie überließen sich also ganz ohne Furcht dem Eindrucke der Musik, und hatten keine andere Anregung weiter, als ihr eigenes Gefühl.
Die Veränderung ihres Zustandes war besonders am Schlusse des Trio auffallend, welches die Musiker mit einem Tanz in H dur aus der Iphigenie in Tauris von Gluck endigten: diese Musik von einem wilden Charakter und stark vorgetragen theilte ihnen ihr ganzes Feuer und Lebhaftigkeit mit. Durch bald hastigen, bald langsamen Schritt, durch ihre bald ungestümen, bald gemäßigten Bewegungen schien es, als ob sie die Bewegung der Musik hätten nachahmen wollen. Zuweilen bissen sie ins Gitterwerk ihrer Käfige, schüttelten sich mit ganzem Leibe daran, gleichsam als ob sie nicht Raum genug für ihren Zeitvertreib hätten, und sich Platz machen wollten. Von Zeit zu Zeit entschlüpfte ihnen bald ein durchdringender scharfer Schrey, bald ein leiser Pfiff. Ist das vor Freude oder Wuth? Rief man dem Wärter zu: Sie sind nichts weniger als zornig, hieß es.
Diese Wallung der Leidenschaft legte sich indeß wieder, oder wechselte vielmehr nur mit ihrem Gegenstande bey der darauf folgenden Arie: O ma tendre musette, aus c moll, blos mit dem Fagott ohne weitere Begleitung vorgetragen.
Die so einfache als zärtliche Melodie dieser Romanze, die durch den melancholischen Ton des Fagotts noch klagender ertönte, war für sie gleichsam bezaubernd. Sie giengen einige Schritte vorwärts und stunden wieder stille, um zuzuhören; stellten sich gerade unter das Orchester, spielten zärtlich mit ihren Rüsseln, und schienen sich einander ihre verliebten Emanationen einhauchen zu wollen.
Merkwürdig war es, daß sie, so lange diese Arie dauerte, auch nicht einen Schrey ausstießen, die mit der Musik im Widerspruche gestanden hätte. Alle ihre Bewegungen waren langsam, abgemessen und ganz theilnehmend an der Zärtlichkeit des Stücks.
Indessen machten alle diese Reitze nicht gleichen Eindruck auf beyde. Während daß Hans so ganz altklug in sich gekehrt blieb und nach seiner gewöhnlichen Art auf alles aufmerksam war, wurde seine Margarethe ganz leidenschaftlich, liebkosend, und streichelte ihn mit ihrer langen gelenken Hand, führte sie dann wieder auf sich selbst zurück, drückte mit deren Spitze ihre Brüste, führte sie, gleichsam als ob diese Spitze einen starken und zärtlichen Eindruck empfunden hätte, augenblicklich in ihren Mund, und steckte sie dann zuletzt in Hansens Ohr. Wer aber weder sah noch hörte, das war Hans; vielleicht weil er die Sprache seiner Margarethe noch nicht verstund, oder nicht verstehen wollte.
Dieser stumme Auftritt gewann aber plötzlich eine ganz andere Gestalt, die Leidenschaften fiengen an sich zu regen und in die stärkste Bewegung zu gerathen, als in der Luft die lebhaften und muntern Töne des Liedes ça ira sich hören ließen, welches aus D dur vom ganzen Orchester gespielt, und dessen Eindruck durch den schneidenden Ton einer Pickelflöte noch besonders verstärkt wurde.
Aus ihren heftigen Freudensbezeugungen, aus ihrem Lustgeschrey, das bald grob bald klar und scharf, aber immer in der Intonation verschieden ertönte; aus ihrem Pfiffe, aus ihrem Gange bald zurück bald vorwärts, hätte man schließen sollen, daß der Rhythmus dieser Arie, der nach und nach wächst, sie ganz angegriffen, sie unaufhörlich angespornt, und sie gleichsam gezwungen hätte, darnach zu gehen. Das Weibchen fieng nun an seine Anlockungen zu verdoppeln; seine Liebkosungen wurden immer handgreiflicher, und sein Schönethun viel anzüglicher und reitzender; oft rannte es schnell und hastig von seinem Männchen hinweg, kam rückwärts wieder, und gab ihm einen sanften Tritt mit dem einen Hinterfuße, um es zu benachrichtigen, es sey da; aber die arme Margarethe verlohr alle ihre Mühe umsonst. Glücklicherweise für sie, beruhigte und besänftigte die unsichtbare Macht, welche alle Sinnen betäubt, auch sie.
Die Instrumentalmusik hörte auf, aber Margarethe überließ sich immerfort deren Eindrücken, als auf einmal, gleich einem sanften Regen, der in der brennenden Sonnenhitze das dürre Erdreich erfrischt, die süße Harmonie zweyer Menschenstimmen, wie aus den Wolken von dem Orchester herab ertönte, um ihre heftige Berauschung zu mildern. Mitten in den heftigsten Bewegungen, sah man sie auf einmal sich mäßigen und allmählig alle ihre Wünsche aufgeben; endlich stund sie wie angenagelt, den Rüssel gegen die Erde gesenkt, und, während einem Adagio in B moll, aus der Oper Dardanus, das sich manes plaintifs anfängt, von zwey Stimmen mit voller Begleitung gesungen, stellte sie das leibhaftige Bild der Ruhe dar.
So wunderbar diese Wirkungen auch immer scheinen mögen, so brauchen wir darüber doch nicht erstaunen, sobald wir bedenken, daß die Leidenschaften der Thiere, wie die Leidenschaften der Menschen, in ihrer Natur einen rhythmischen und bestimmten Charakter haben, der von aller Erziehung und Kunst unabhängig ist. Wenn man acht hat auf die Bewegungen, welche diesen Leidenschaften gemäß, und die Töne, die ihnen eigen sind, so findet man, daß die Musik sie nur erweckt und aufregt; daß sie dieselben bloß verändert, nach ihrer Weise besänftiget, und nur damit Abgemessenheit, Ordnung, und Folge der Bewegungen in Verbindung bringt. Dazu können wir noch setzen, daß die Leidenschaften der Thiere, die kein anderes Gesetz, als das der Natur, kennen, immer einfach und also auch viel leichter aufzuregen, zu leiten und zu ordnen sind, als bey den Menschen, bey welchen sie weit mehr zusammengesetzt oder vermischt sind und folglich Theil an einander nehmen.
Nichts beweist aber mehr die Beziehungen und die innere Einstimmung des Rhythmus und der Melodie mit den Bewegungen und dem Tone der Leidenschaften, als die Gleichgültigkeit, in welcher die beyden Elephanten verblieben, als das Orchester gleich unmittelbar nach dem Adagio aus der Oper Dardanus das Lied ça ira zum zweytenmale anstimmte, und zwar nur mit dem einzigen Unterschiede, daß es, statt wie vorher aus D dur, nun aus F dur gespielt wurde. Es blieb zwar das nemliche Lied, aber ihm fehlte der vorige Ausdruck; es blieb die nemliche Harmonie, es hatte aber seine vorige Kraft verloren; es blieb das nemliche Zeitmaas, es war aber nicht mehr so auffallend und drückte den Rhythmus nicht genugsam aus.
Ich gehe nun schnell auf die übrigen Stücke über, welche aufgeführt wurden: diese waren die Ouverture von Devin du Village, welche sie wieder ganz heiter und vergnügt machte; der Gesang Heinrichs des Vierten, Charmante Gabrielle, welcher sie in eine Art von Schmachten und Erweichung brachte, die in ihren Geberden und in ihrem ganzen Benehmen sichtbar waren. Es wurden noch mehrere Stücke aufgeführt, die aber alle keine Wirkung thaten, bey denen ich mich also auch weiter gar nicht aufhalten will. Ich komme aber auf das Lied ça ira zurück, welches nun zum drittenmale, und zwar, wie das erstemal aus D dur, mit mehrern Stimmen besetzt, erschallte. Hier muß man nun ein lebendiger Augenzeuge von dessen Wirkung gewesen seyn, wenn man sich eine richtige Vorstellung davon machen will. Margarethe war ihrer gar nicht mehr mächtig, sie lief im Sprunge, hüpfte nach dem Takte, und ließ zu den Tönen der Singstimmen und deren Instrumente, Töne hören, die denen einer Trompete glichen, und dennoch mit der ganzen Harmonie keinen Mißklang hervorbrachten. Während sie sich ihrem Hans näherte, schlug sie mit ihren lappigen Ohren in einer außerordentlichen Schnelligkeit sich an den Kopf und suchte ihren Hans an allen empfindlichen Theilen seines Körpers mit ihrem verliebten Rüssel durch sanftes Streicheln zu reizen: auch wurde dabei kein sanfter Fußtritt gespart. Oft setzte sie sich für Entzücken mit dem Hintertheile auf die Erde, reckte die Vorderfüße in die Höhe und stemmte sich mit dem Rücken wider die Wände ihres Käfters. Deutlich und vernehmlich hörte man sie in dieser Stellung einen sehnsuchtsvollen Schrey nach dem andern thun; aber kurz darauf, gleich als ob sie sich einer Handlung vor so vielen Zeugen schämte, erhob sie sich wieder, und fieng ihren abgemessenen Gang aufs neue wieder an*.
*Man weiß schon längst aus der Erfahrung, daß der Elephant im häuslichen Zustande sich allen Genuß der Liebe versagt, und wenn er auch den stärksten Reiz dazu fühlte; daß er sogar in der Freyheit sich selbst den Blicken seines Gleichen dabey entzieht; daß er mit seiner Geliebten sich davon macht, die einsamsten Orte aufsucht, und das heisseste Verlangen der Natur nicht eher stillt, als bis er sich ganz im dunkeln Schatten der stillen Wälder verborgen sieht. Die Schwierigkeit, ihn in diesem Augenblicke zu überraschen, ist die Ursache, warum wir über die Art und Weise, wie er den Akt der Vermehrung vollbringt, nichts weiter als Mutmaßungen haben.
Zweiter Brief
Vernehmen Sie nun, was mit unsern Elephanten weiter geschah. Nach einem kurzen Stillestande machte man wieder einen Versuch mit andern Tonstücken und auch mit andern Instrumenten. Dieser zweyte Theil des Concerts wurde selbst vor den Augen der Elephanten, zwey Schritte von ihren Käftern, aufgeführt.
Obgleich Hans bisher noch gar nicht von den Regungen seiner Margarethe entzündet war, wenn er gleich auch noch nicht das geringste Verlangen oder Empfindung von Lüsternheit in seinen Bewegungen äuserte, so war doch auch der Augenblick nicht mehr weit, wo er aus diesem so ganz gleichgültigen Zustande heraustreten sollte.
Es wurde eine sehr brillante Symphonie von Haydn aus C dur aufgeführt, aber unser Hans bezeigte weder Lust noch Unlust dabey. Weder der Anblick des Orchesters noch dessen schallendes Gesause zogen seine Aufmerksamkeit nur im geringsten auf sich; er zeigte weder Neugierde noch Verwunderung; aber nach dem Schlusse dieses Stücks ließ sich eine einzelne Clarinette mit der Arie aus dem Eingange der Oper Nina kaum hören, so sahe unser Hans auch schon augenblicklich sich nach der Stimme um, die ihm so wohl that, stellte sich gerade dem Instrumente gegen über, und streckte seinen Rüssel gegen dasselbe aus. Ganz aufmerksam und unbeweglich hörte er zu. Indessen mochte das Liebesfeuer allmählig in seinen Adern zu lodern anfangen; wie verrathen durch seine Aeußerungen, und gleichsam, als ob er selbst über das neue Gefühl verwundert wäre, trat er einige Schritte zurück; sobald aber diese Anwandelung sich verminderte oder gänzlich vorbey seyn mochte, trat er wieder näher zur Musik vor, hörte wieder aufmerksam und befand sich bald wieder in demselben Zustande, wie zuvor. Doch war dies ein bloßes fliegendes Feuer, das einen Augenblick leuchtet und verschwindet: und war bey weitem noch nicht stark genug, ihn zu seiner lieben Margarethe hin zu bringen.
Die Clarinette setzte ihr Spiel ununterbrochen bis zur Romanze: o ma tendre musette, in D moll fort, als es schien, als wenn er nicht wüßte, wie ihm war, und seine Illusion anzuhalten begann. Auf einmal aber schien aller Reiz bey ihm verschwunden zu seyn, als man zum viertenmale das ça ira wiederholte. Allein das Lied mochte nun entweder seine Wirkungskraft erschöpft haben, oder die Organen dieser Thiere fiengen an bey einer so langen Thätigkeit zu ermüden. Dies letzte ist wenigsten sehr wahrscheinlich. Denn weder Hans noch Margarethe hörten weiter auf die Töne der Waldhörner, welche das Concert beschlossen. Dies Instrument, das sie noch nie gehört hatten, würde wahrscheinlich mehr Eindruck auf beyde gemacht haben, wenn man es zeitiger gebraucht hätte.
In den Schriften des Plinius, Suetons und Plutarch findet man Züge von diesem Thiere erwähnt, welche dessen Neigung zur Musik außer allen Zweifel setzen. Bey den Schauspielen des alten Roms sahe man welche, die abgerichtet waren, nach der Musik und dem Takte zu gehen, und eine Art von militärischen Evolutionen oder Tänzen zu machen. In Indien, wo sie an den Höfen der Könige in großem Ansehen stehen, sind für sie eigene Musikanten angestellt.
So stark ist die Gewalt der Musik auf alle lebende und empfindende Wesen! Durch den Lerm einer Trommel und durch den durchdringenden, schmetternden Schall der Kriegstrompete wird der natürliche Stolz des Pferdes verdoppelt; sein Auge funkelt und sein Huf stampft die Erde; es erwartet nur das zu gebende Zeichen, um sich mitten in die Gefahr zu stürzen; kommt es siegreich zurück, so schäumt es vor Hitze, es will dem Zügel nicht mehr folgen und nur seine Schritte und Bewegungen nach einem ernsten und gemäßigten Triumphmarsche einrichten.
Der Reiz einer Melodie macht, daß auch ein Ochse bey seiner schweren und sauern Arbeit aushält; sie macht ihm seine Ermattung vergessen und flößt ihm neue Kräfte ein. Ueberall herrscht auf dem Lande die Gewohnheit, diesen Thieren etwas vorzupfeifen oder vorzusingen, besonders ist dieses in dem ehemaligen Nieder-Poitou gebräuchlich.
Das Kamel, ein Thier, das dem Menschen am längsten dienstbar ist, tritt an, sobald es singen hört; es geht nach dem Takte, geschwinde oder langsam, je nachdem die Bewegung der Arie ist, die man ihm vorsingt; hört es den Gesang seines Herrn nicht mehr, so bleibt es auch gleich stehen; man mag es schlagen und hauen wie man will, es geht nicht vorwärts. Soll es ohne neues Futter einen längeren Weg als gewöhnlich machen, so wird er es sicher nicht mißhandeln, sondern er singt seinem Kameele das vor, was es am liebsten hört.
Auch sogar der wilde, grobe Büffelochse ist gegen die Reitze des Gesangs nicht unempfindlich. Die Hirten der jungen Büffel in den Pontinischen Sümpfen geben jedem einen Namen, und um ihnen diesen zu lernen, singen sie ihnen denselben wohl tausendmal vor und krabbeln ihnen dabey um das Kinn. Die jungen Büffel lernen ihre Namen in kurzer Zeit und vergessen sie auch niemals wieder: so wie man einen dabey ruft, steht er stille und antwortet richtig, und wenn er auch unter einer Heerde von 2 oder 3000 Stücken wäre. Er ist so sehr daran gewöhnt, sich bey seinem Namen singend rufen zu hören, daß man ihm, ohne ihn bey seinem Namen singend zu rufen, durchaus nicht nahe kommen darf, selbst nicht einmal den Kühen, wenn man sie melken will.
Bekannt ist ferner, was für einen Geschmack die Hunde an der Musik finden; besonders an derjenigen, die einen so bestimmten Rhythmus hat, der ihrem freyen und offenen Naturell angemessen ist; eben so bekannt ist auch ihre Abneigung gegen jeden langdauernden Mißton, und gegen alle langaushaltende Töne ohne bestimmte Bewegung. Büffon hat Hunde gesehen, die aus dem Hofraume, oder selbst aus der Küche fortgelaufen waren, und kamen, einem Konzerte zuzuhören, nach dessen Endigung sie sich wieder in ihren gewöhnlichen Aufenthaltsort begaben. Hier will ich aber ein weit merkwürdigeres Beyspiel anführen, das wohl verdiente in der moralischen Geschichte dieser Thiere aufbehalten zu werden. Bey dem Anfange der französischen Revolution gieng ein Hund täglich auf die Wachparade vor dem Pallaste der Tuillerien; er nahm jedesmal seinen Platz zwischen den Beinen der Musikanten, gieng mit ihnen und stund stille mit ihnen; nach der Parade machte er sich wieder unsichtbar; den folgenden Morgen kam er aber glücklich zur selben Stunde immer wieder, und nahm auch seinen gewöhnlichen vorigen Platz immer eben so nach wie vor ein. Weil nun der Hund täglich wiederkam und Vergnügen an der Musik zu finden schien, so wurden endlich die Musikanten aufmerksam auf ihn, und da sie seinen Namen nicht wußten, so nannten sie ihn Parade. Bald darauf wurde er von Jedem geliebkoset und einer nach dem andern nahm ihn mit sich zu Tische. Derjenige, der ihn mit haben wollte, durfte ihn nur mit der Handstreicheln und zu ihm sagen: „Parade, heute sollst du mit mir speisen.“ Dies war genug; der Hund folgte seinem Gastgeber, fraß voller Freuden und mit dem besten Appetite. Nach der Tafel aber nahm Freund Parade, eben so bleibend in seinem Geschmacke als in seiner Unabhängigkeit, seinen Abschied, ohne daß ihn etwas aufzuhalten im Stande gewesen wäre; er trabte dann in die Oper, oder in die italienische Comödie, oder auch ins Theater Feydeou, gieng ohne alle Umstände ins Orchester, legte sich in einen Winkel und gieng nicht eher wieder heraus, als bis das Stück zu Ende war. Ob dieser Hund noch am Leben ist, und ob er sein Wesen immer noch so fort treibe, weiß ich nicht; das aber weiß ich, daß seine Gestalt, sein Name und sein Ruf noch in dem Andenken der meisten Musikanten lebt, die ihn gesehen haben und Zeugen seines sonderbaren Charakters gewesen sind.
Die Vögel will ich gar nicht erwähnen, da die meisten gebohrne Sänger sind. Diese Geschicklichkeit ist blos die Sprache der Natur und der Ausdruck ihres Vergnügens.
Die Fische, welche nicht mit dem Menschen in einem und demselben Elemente leben können, sind glücklicherweise auch ihrem Joche entgangen, und haben ihr erstes natürliches Gepräge erhalten. Unterdessen kann man sie durch die Töne der Instrumente bis auf einen gewissen Punkt hinbringen. “Ich hab kleine Fischchen gesehen“, sagt Chabanon in seiner Abhandlung über die Musik, „welche in einem offenen Gefäße gehalten wurden, sich nach dem Tone einer Geige umsahen, und ganz auf die Oberfläche des Wassers heraufkamen, um zuzuhören; wie sie den Kopf heraussteckten und so unbeweglich stehen blieben; sobald ich mich aber ihnen näherte, fuhren sie erschrocken, wie es schien, auf den Boden. Wohl zwanzig mal machte ich diesen Versuch, und der Erfolg war immer der nämliche.“
Diese Thatsache beweist blos einen einfachen Eindruck, den die Musik gemacht hat. Folgende Geschichte ist aber weit anziehender und beweist, wie man sie gewissermaßen sogar in einer Art von Zucht halten kann. Ein Einwohner zu Ecuyer, einer kleinen Gemeinde im Maine- und Loire-Departement, drey Meilen von Angers, hatte einen großen weitläufigen Garten rundum mit Wasser umgeben. In diesem Kanale schwammen eine große Menge Karpfen herum, die an den Schall einer Glocke gewohnt waren. Wollte er ihnen zu fressen geben, so lockte er sie mit der Glocke in der Hand, und augenblicklich kamen sie alle an ihn herangeschwommen; wollte er einen fangen, so spannte er ein Netz auf, ließ sie sich darinne versammeln und wählte sich einen nach gefallen. Wollte er aber lieber das Vergnügen ihres Zutrauens und ihrer Anhänglichkeit an sich genießen, welches dann meistens der Fall war, so gieng er an dem Rande des Kanals fort und läutete immerfort mit der Glocke, wo sie dann mehreremal mit ihm die Runde um den Garten machen mußten, wobey sie bey ihrer steten Nachfolge Furchen im Wasser zogen und über die Oberfläche sprangen.
Endlich erstreckt sich der Einfluß der Musik sogar auf die Insekten. Es ist nämlich eine von vielen Augenzeugen bestätigte und außer allen Zweifel gesetzte Erfahrung, daß die Spinnen, sobald sie Musik hören, sich an einen Faden aus ihrem Gespinnste herablassen, und so lange daran hängen bleiben, als die Musik dauert. Man lasse sich von Gretry in seinem Essais sur la musique folgenden Vorfall erzählen: „Ich bewohnte“, sagt er, „zu Autevil, einer kleinen Stadt, ein kleines Häuschen während des Sommers; ein Freund, der meinem Spiel zuhörte, zerquetschte mir eine Spinne, die auf meinem Fortepiano war. Er fieng an ordentlich böse zu werden, als ich ihm sagte, daß ich seit langer Zeit der Spinne zugesehen habe, wie sie sich an einem Faden herabgelassen hätte, so bald ich zu spielen angefangen und daß sie zweifelsohne sich aus Liebe zur Musik herabgelassen hätte.“
Diese Bemerkungen könnte ich noch weiter fortsetzen, ich könnte zeigen, wie der Rhythmus einer Melodie die Menschen vereinigt und sie in die erste Gesellschaft eingeengt hätte: denn der Rhythmus, indem er Zeitmaas und Bewegung bestimmt, ist ein solches abgemessenes Maas, ohne welches mehrere Menschen nicht das nämliche gemeinschaftlich und zu gleicher Zeit ausführen können; die Melodie versüßt ihre Leiden, und ist ein ihnen angebohrner süßer Reiz; selbst das Kind in der Wiege empfindet ihn und beruhigt sich beym Gesange seiner Mutter. Weiter könnte ich noch anführen, wie Thiere, empfindlich gegen dieses göttliche Geschenk der Kunst, sich dem Menschen genähert, wie er sie dadurch sich dienstbar gemacht hat; daß dieses nicht durch bloße Schmeicheley und gute Behandlung geschehen sey, sondern durch die Gewalt der Musik, welche über alle lebende und empfindende Wesen ihre Herrschaft ausübt: denn die Uebermacht macht wohl Sklaven, aber weder Freude noch treue Diener. Sollten übrigens die angeführten Beyspiele uns nicht sattsamen Aufschluß über die Wunderthaten des Orpheus geben? Wenn man bei Chardin liest, daß in Persien, sobald ein wichtiges Werk, das viele Hände erfordert, schnell ausgeführt werden soll, als z.B. ein Gebäude zu erbauen oder niederzureißen, das Erdreich zu ebnen etc. sich alle Einwohner eines Quartiers vereinigen und bey dem Klange einer Instrumentalmusik arbeiten, um ihr Werk desto besser und schneller zu vollbringen, sieht man da nicht, wie es scheint, sich die Mauern von Theben, nach der Leyer Amphions erheben?
Doch, wie ich sehe, wird mir der Brief unter den Händen zu lang. Ich glaube ihn nicht besser schließen zu können, als indem ich die Erzählung vollende, was die Musik weiter für einen Eindruck auf unsere beyden Elephanten gemacht hat, indem ich eine Bemerkung hinzufüge, die einige Tage darauf gemacht wurde.
Dies geschah in der Nacht. Thomson ihr Wärter hörte in ihrem Käfter ein lermendes Geräusch; er stund auf, gieng ganz sachte hinein, und überraschte sie, wie so eben Margarethe auf dem Rücken lag und sich der Länge nach ausgestreckt hatte: Hans mit ausgespreizten Beinen auf ihr, war in voller Bewegung. Sobald sie sich entdeckt sahen, zog Hans mit vieler Geschicklichkeit seine Beine von ihr ab, und trat einen halben Schritt auf die Seite, damit seine Margarethe sogleich aufstehen könnte, welches auch in aller Eile geschahe. Diese Thatsache, verbunden mit den Bemerkungen, die ich über Margarethens benehmen während des Conzerts, gemacht habe, lassen keinen Zweifel übrig über die Art und Weise, wie sich diese Thiere mit einander begehen.
Thomson versicherte, es sey das erstemal gewesen, daß er sie in diesem Zustande überrascht habe. Es ist unglaublich, daß diese erste Annäherung eine Folge gewesen ist von dem Eindrucke und den Aufwallungen, die sie bey der Musik empfunden hatten. Ich halte es daher für klüglich, diesen versuch nur mit der äußersten Vorsicht zu wiederholen und nur dann, wenn sie in dem Park, den man ihnen zubereitet, eine größere Freyheit genießen werden.
Dann könnte man sich eines dreyfachen Mittels bedienen, das nicht weniger mächtig wirken dürfte: nämlich, viel mehrere und bessere Nahrungsmittel, um die Freude des Wiedersehens zu vergrößern, und die Frühlingszeit, welche alle Wesen zur Liebe einladet. Noch möchte ich wünschen, daß der Versuch in einer schönen mondhellen Nacht gemacht würde; daß man Sorge trge, alles um sie herum stille und einsam zu erhalten; daß sie weder Musikanten noch ihren Wärter zu sehen bekämen und keinen Laut einer menschlichen Stimme vernähmen; das sich also weiter nichts als Gesang und Instrumentalmusik hören ließe. Ganz ihrem Instinkte auf diese Weise überlassen, geweckt von ihren Gefühlen, ohne Furcht vor einer Schlinge oder Ueberraschung, würden sie vielleicht das Bedürfniß der Natur befriedigen, wie in den einsamen Wäldern Indiens, und das mit einer Sicherheit, welche ein Act erfordert, wo sie außer Stande sind sich gegen ihre Verfolger zu vertheidigen.
* * *
Es ließen sich über diese Briefe noch mancherley interessante Bemerkungen machen, so wie über den Gegenstand selbst weit mehr trefliche Versuche anstellen und höchst wichtige Erfahrungen einsammeln; da aber zu allen diesen nicht nur Gelegenheit und Zeit, hauptsächlich aber ein scharfsichtiger, durchdringender philosophischer Beobachtungsgeist erfordert wird, so enthalte ich mich aller weitern Aeußerungen, um nicht andern scharfsinnigen Mitarbeitern dieses Instituts oder andern fähigen Köpfen, die uns etwa ihre Bemerkungen mizutheilen die Güte haben möchten, vorzugreifen.
Der Einsender , im Februar 1799 (aus dem Französischen)
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Anmerkungen
- Der Botanische Garten der Stadt Paris (Jardin botanique de la ville de Paris) besteht aus insgesamt vier Gärten. Zwei der Gärten liegen im Bois de Boulogne im Westen von Paris, nämlich der Jardin des Serres d’Auteuil und der Parc de Bagatelle. Die beiden anderen befinden sich im Bois de Vincennes im Osten, der Parc floral de Paris und die École Du Breuil.
- Käfter = Käfig
- Nach einer zeittypischen Tonartencharakteristik steht H-Dur für „stark gefärbt, wilde Leidenschaften ankündigend“. (Christian Friedrich Daniel Schubart': „Charakteristikstück der Töne“, 1804).
- Christoph Willibald Gluck, ab 1756 Ritter von Gluck, (1714 -1787). Iphigénie en Tauride (deutsch: Iphigenie auf Tauris) ist eine Oper in vier Akten, die 1779 an der Pariser Oper uraufgeführt wurde.
- c-Moll steht für „Liebeserklärung und zugleich Klage der unglücklichen Liebe. Jedes Schmachten, Sehnen, Seufzen der liebetrunknen Seele, liegt in diesem Tone.“ D-Dur ist „der Ton des Triumphes, des Hallelujas, des Kriegsgeschrey’s, des Siegsjubels.“.
- b-Moll = „Ein Sonderling, mehrentheils in das Gewand der Nacht gekleidet. Er ist etwas mürrisch, und nimmt höchst selten eine gefällige Miene an. Moquerien gegen Gott und die Welt; Mißvergnügen mit sich und allem; Vorbereitung zum Selbstmord – hallen in diesem Tone.“
- Dardanus ist eine Oper in einem Prolog und fünf Akten von Jean-Philippe Rameau (1783-1764). "Mânes plaintifs, tristes victimes", Arie aus dem 1. Akt.
- Le devin du village (deutsch Der Dorfwahrsager) ist der Titel einer einaktigen Oper von Jean-Jacques Rousseau (1712-1778).
- Der Gesang Heinrichs IV. ist ein Lied von Eustache Du Caurroy (1549-1609), das in der Zeit der Wiederherstellung der Bourbonenmonarchie zwischen dem Ende des Ersten Französischen Kaiserreichs (1815) und der Julirevolution von 1830 sehr beliebt war und den Status einer nicht offiziellen Nationalhymne inne hatte.
- C-Dur „ist ganz rein. Sein Charakter heißt: Unschuld, Einfalt, Naivetät, Kindersprache.“
- Nina ossia La pazza per amore (deutsche Titel: Nina oder Die Wahnsinnige aus Liebe oder auch Nina oder Die Liebesnärrin) ist eine Oper in zwei Akten des italienischen Komponisten Giovanni Paisiello (1740-1816).
- d-Moll = „Schwermüthige Weiblichkeit, die Spleen und Dünste brütet“.
- Das Département Vendée liegt im Westen Frankreichs in der Region Pays de la Loire und ist nach dem Fluss Vendée benannt. Das Département wurde am 4. März 1790 aus einem Teil der Provinz Poitou gebildet und entspricht weitgehend dem Bas-Poitou (d. h. Nieder-Poitou).
- Die Pontinische Ebene, italienisch Agro Pontino (Romano) oder historisch Paludi Pontine (Pontinische Sümpfe), ist ein ehemaliges Sumpfgebiet in der Region Latium (Mittelitalien) südöstlich von Rom.
- Georges-Louis Leclerc, Comte de Buffon (1707-1788) war ein französischer Naturforscher
- Michel-Paul de Chabanon (1730–1792), französischer Schriftsteller und Musikforscher.
- Spinnen sind Gliederfüßler, keine Insekten. Ihr Körper ist zweigliedrig, der der Insekten dreigliedrig und sie haben ein Beinpaar mehr als die Insekten, nämlich vier.
- André-Ernest-Modeste Grétry (1741-1813), französischer Komponist. Mémoires, ou Essais sur la musique (Paris 1789/ 1797).
- Sir Jean Chardin (engl. John Chardin, 1643-1713) war ein französischer Forschungsreisender, der insbesondere den Vorderen Orient bereiste.
- Amphion war ein mythischer Herrscher von Theben. Er wurde von dem Gott Hermes mit einer viersaitigen Leier beschenkt und ergänzte diese um weitere Saiten, so dass sie derer sieben besaß, wie es bei den Lydiern üblich war, denn seine Gattin stammte von dort. Amphion erfand den Lydius modus, eine Tonart, die etwa dem Dur entspricht. Seine Begabung erwies sich beim Bau der Unterstadt von Theben als hilfreich: Die Steine fügten sich bei seinem Lyraspiel von selbst zusammen, und aus diesem Grund wurde die Stadtmauer auch mit sieben Toren erbaut.